Kreislaufwirtschaft ist die Wirtschaft der Zukunft

Das FHNW-Zentrum für Cleantech und nachhaltige Energiesysteme analysiert Potenziale und entwickelt Technologien sowie Geschäftsmodelle zur Förderung der Kreislaufwirtschaft über die gesamte Wertschöpfungskette. Aus der Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule und der Wirtschaft ergeben sich spannende Projekte, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen.

Kreislaufwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Rohstoffe effizient und so lange wie möglich genutzt werden. Als Begriff hat sie sich in der Schweiz mittlerweile etabliert, und die hohen Recyclingquoten von Siedlungsabfallfraktionen wie Glas, PET und Aluminium werden häufig als Erfolgsbeispiele genannt. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist das stoffliche Recycling von Abfällen jedoch bei weitem nicht die beste Lösung, da auch Recyclingprozesse Energie und Betriebsmittel benötigen und Materialverluste mit sich ziehen. Zudem wird beim Recycling jegliche Wertschöpfung, welche in der Produktherstellung geschaffen wurde, vernichtet.

 

Wertschöpfung soll erhalten bleiben

Mit Konzepten wie Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Reparatur können Kreisläufe weit vor dem Recycling geschlossen werden und die Wertschöpfung erhalten bleiben. Mit Ökodesign-Ansätzen kann die Kreislauffähigkeit von Produkten systematisch in die Planung, Entwicklung und Gestaltung von Produkten und Fertigungstechnologien einbezogen werden. Damit Ökodesign in der Industrie erfolgreich umgesetzt werden kann, ist häufig auch eine Anpassung des Geschäftsmodells nötig. Schliesslich sollen nicht nur der Konsument und die Gesellschaft, sondern auch die Firma vom Mehrwert der optimierten Produkte profitieren.

 

Fraisa: Neues Geschäftsmodell

Zwei Solothurner Unternehmen, welche sich intensiv mit nachhaltigen, kreislauffördernden Produkten und Geschäftsmodellen befassen, sind die Werkzeugherstellerin Fraisa und die Werkzeugmaschinenproduzentin Agathon. Die Fraisa arbeitet hierzu bereits seit mehreren Jahren mit der FHNW zusammen, um neue Produkte und Konzepte zu entwickeln und hinsichtlich der Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten sowie die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Mit ihrem Angebot eines Rundumservices zur industriellen Aufbereitung von abgenutzten Werkzeugen, welcher sowohl eigene wie auch Fremdwerkzeuge abdeckt, hat Fraisa ein kreislaufförderndes Geschäftsmodell entwickelt und erfolgreich am Markt eingeführt. Die Wiederaufbereitung reduziert den Verbrauch von Primärmaterial und den energieintensiven Produktionsaufwand, reduziert das Risiko von Versorgungsengpässen und sorgt für eine engere Kundenbeziehung. Die FHNW hat die Fraisa dabei unterstützt, den Umweltvorteil der wiederaufbereiteten Werkzeuge zu bestimmen, effiziente Optimie­rungen zu identifizieren und die Vorteile an die Kunden quantitativ zu vermitteln. Mehrere laufende Projekte haben zum Ziel, Werkzeugverpackungen kreislauffähiger zu gestalten und die Anforderungen an die Verpackungsmaterialien und die Logistikprozesse für eine erfolgreiche Umsetzung zu ermitteln.

 

Agathon: Abwärme nutzen

Die Werkzeugmaschinenproduzentin Agathon bietet für ihre Maschinen, welche teilweise jahrzehntelang beim Kunden im Einsatz stehen, diverse Unterhalts- und Aufrüstungsdienstleistungen an. Durch eine Lebenszyklusanalyse wurde bestimmt, dass die grösste Umweltauswirkung durch den Energieverbrauch während des Anlagenbetriebs verursacht wird, welcher unvermeidliche Abwärmeströme mit sich bringt. In Zusammenarbeit mit einem Kunden wurden Konzepte erarbeitet, um die Abwärme zur Prozess-, Raum- und Warmwassererwärmung zu nutzen und die Kosten- und Umweltvorteile zu bestimmen. Als Ergebnis steht ein semi-quantitatives Instrument zu Verfügung, um den optimalen Zeitpunkt für eine Anlagenaufrüstung oder einen -ersatz zu bestimmen.

 

Vieles spricht für Kreislaufwirtschaft

In der Schweiz und global befindet sich die Kreislaufwirtschaft noch in den Kinderschuhen, bietet jedoch umfassende Potenziale für Unternehmen, welche in der Entwicklung von innovativen Produkten und Geschäftsmodellen eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Argumente dafür sind zahlreich, wie z. B. die immer stärker sicht- und spürbar werdenden Umweltherausforderungen, die sich entwickelnde nationale und internationale Gesetzgebung, sich verändernde Kundenbedürfnisse, Investorenforderungen, volatile Ressourcenpreise und instabile Lieferketten. Kreislaufwirtschaft ist die Wirtschaft der Zukunft.

Legende: Beim Schleifprozess entsteht Abwärme, die genutzt werden kann. (Bild: Agathon)