Trotz Sorgen nachhaltig: Wie Solothurner Unternehmen mit den Strompreisen umgehen

Energieintensive Branchen leiden besonders unter dem Preisanstieg. Dass aber Solothurner Unternehmer trotz den widrigen Umständen immer noch nachhaltig und innovativ in die Zukunft sehen, ist ein starkes Statement. Vor allem erneuerbare Energien stehen 2023 auf dem Plan – respektive auf dem Dach.

Die angespannte Preissituation an den Grosshandelsmärkten für Strom führte bekanntlich dazu, dass auch in der Schweiz die Strompreise stark gestiegen sind. Der Median-Strompreis für das Tarifjahr 2023 liegt bei 26.95 Rappen pro Kilowattstunde, wie die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom bekannt gab. Zum Vergleich: 2022 lag der Median-Strompreis bei 21.18 Rp./kWh. Dass viele Solothurner Unternehmerinnen und Gewerbetreibende vor grossen Herausfor- derungen stehen, ist kein Geheimnis und wird auf vielen Ebenen diskutiert.

Eine Umfrage im Kanton hat gezeigt, dass die Situation derzeit sehr unterschiedlich beurteilt wird. Vor allem diejenigen, die den Strom nicht am freien Markt beziehen oder längerfristige Verträge haben, sind zwar belastet aber nicht existenziell bedroht. Für viele andere Firmen aus energieintensiven Branchen braut sich hingegen eine existenzbedrohende Situation zusammen – sie sehen sich mit unüberwindbaren Hürden konfrontiert. Schliesslich müssen die Preissteigerungen den Kunden weitergegeben werden.

Lukas Büetiger, CEO der Druckerei Paul Büetiger AG, leidet nicht nur unter massiven Strom-, sondern auch unter hohen Papierpreisen. «Die gigantischen Materialpreissteigerungen im Papierbereich (80 % – 300 %, je nach Sorte und Liefertermin) der letzten 12 Monate haben einen riesigen Einfluss auf die Produktkosten. Die zusätzlich drohenden Kosten für Energie sind sehr unschön und fliessen früher oder später ebenso in die Produktpreise», sagt der Unternehmer und ergänzt: «Hier hätte man die Chance nutzen können, um den Produktionsstandort Schweiz zu stärken, indem man vernünftige Energie-Grundtarife aus mehrheitlich einheimischer Produktion politisch sichergestellt hätte.» Das Unternehmen kauft den Strom am freien Markt ein, jeweils ein bis drei Jahre im Voraus. Ende 2022 ist der Energieliefervertrag für die Büetiger AG ausgelaufen. «Für 2023 wurde der Preis aufgrund der Marktturbulenzen noch nicht fixiert. Auf jeden Fall betragen die Energiekosten ein Vielfaches dessen was sie heute sind», weiss Lukas Büetiger. Dennoch, der HSG-Ökonom bleibt zuversichtlich und zukunftsorientiert. Auf die Frage, ob die exorbitanten Strompreise Einfluss auf die Unternehmensstrategie 2023 haben, zeigt sich die nachhaltige Innovationskraft der Büetiger AG deutlich:

«Wir haben schon immer grossen Wert auf eine energieeffiziente Produktion gelegt und seit zahlreichen Jahren wiederkehrend in diesen Bereich investiert. Unsere Strategie enthält den Bereich Energieeffizienz und bedarf keiner Anpassung. Hingegen wurden gewisse Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen vorgezogen, wie beispielsweise eine Dachsanierung mit gleichzeitigem Aufbau einer Photovoltaikanlage. Oder die Optimierung der Steuerung der Rückgewinnungsanlagen für Abwärme, so dass wir bis jetzt komplett auf eine Zusatzheizung mit Gas verzichten können.»

Auch Bäckereien produzieren energieintensiv. Sorgen bereitet Samuel Lanz, Geschäftsführer der Café Knaus AG, vor allem, dass die schwierige Situation auch Preiserhöhungen seiner eigenen Produkte zur Folge haben wird. «Die hohen Strompreise sind für uns eine Belastung. Wir bezahlen für den Strom etwa das Dreifache als vor einem Jahr.» Er kenne aber Unternehmen in seiner Branche, die am freien Markt später als er den Vertrag abgeschlossen hätten und im nächsten Jahr mehr als das Zehnfache des jetzigen Preises bezahlen würden. «Das tut dann bei unseren Mini-Margen richtig weh.»

Was Samuel Lanz aber noch mehr Kopfschmerzen bereitet, sind die Worst-Case- Szenarien der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen LagenOstral, wie beispielsweise die Kontingentierung des Stroms oder die vollständigen Netzabschaltungen, «welche uns vor massive Probleme stellen würden und Geschäftsschliessungen wie in der Corona-Krise zur Folge hätten.» Für die Café Knaus AG kauft Samuel Lanz den Strom im freien Markt ein, für die Tochterfirma Kaffeehalle nicht. «Obwohl wir könnten, aber wir diversifizieren diesbezüglich, um das Risiko zu schmälern.» Das Unternehmen trifft auch Massnahmen, um die Energieeffizienz im Unternehmen nachhaltig zu verbessern. «Einfache Massnahmen wie Stromsparen, beispielsweise bei den Maschinen (Prozesse angepasst), bei der Kühlung sowie beim Licht und bei den Heizungen», zählt Lanz auf. Die Mitarbeitenden würden diesbezüglich einmal jährlich geschult. Und eine Weihnachtsbeleuchtung wird es dieses Jahr nicht geben. «Wir erneuerten immer wieder Maschinen und Lichter, um eine bessere Energieeffizienz zu erreichen und wir arbeiten mit Wärmerückgewinnung.» Nebenbei werde in der Geschäftsleitung schon seit geraumer Zeit eine Solaranlage auf dem Dach geplant. «Gleichzeitig erstellten wir das Risikomanagement für die Worst-Case-Szenarien vom Ostral», hält Lanz fest.

Eines zeigt sich deutlich: Die Solothurner Wirtschaft ist zwar besorgt, bleibt aber dennoch zuversichtlich, innovativ und investiert in erneuerbare Energien. <

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