Eine Umfrage bei den Solothurner Gastronomen zeigt grosse Unterschiede: Während die einen Einbussen beklagen, freuen sich andere über einen guten Geschäftsgang. Für alle bleibt die Zukunft unsicher.
So unterschiedlich sich Corona auf die Solothurner Gastronomie auch auswirkt, Gemeinsamkeiten gibt es trotz-dem. Etwa, dass alle Betriebe die Vorgaben des Bundes umgesetzt haben, dass die Zertifikatskontrolle überall problemlos funktioniert und dass keiner der Befragten Mitarbeitende entlassen musste. Auch haben alle Kurzarbeit be- antragt.
Thomas Rhiner, VR-Präsident des Res- taurants Aarhof in Olten, hat gleich am zweiten Tag des Lockdowns mit seinem Team ein Take-away aufgezogen. Kein gewöhnliches, sondern eins mit hauseigenen Spezialitäten. «Wir wollten unsere vielen Stammgäste nicht hängen lassen, so begannen wir bereits in der Nacht nach dem Lockdown-Entscheid im März 2020, eine Karte für unsere Take-away-Mittagsmenüs zu kreieren», so Thomas Rhiner. «Zu Beginn packten wir die Speisen in Pizza-Schachteln, später ging ich dann auf die Suche nach geeignetem Verpackungsmaterial.» Das Restaurant sah zeitweise aus wie eine Lagerhalle, erinnert er sich. Der Verkauf über die Gasse lief hervorragend, doch verdient habe er damit nicht viel, fasst Thomas Rhiner zusammen. Jedoch habe er so seinen Kunden eine Dienstleistung erbringen und Kündigungen verhindern können. Zudem habe dieses Take-away-Projekt den Zusammenhalt untereinander stark gefördert. «Das war für uns alle eine ganz neue Herausforderung.» Mit diesem Projekt hat er auch die zweite Schliessungsperiode heil überstanden. Die beliebtesten Take-away-Speialitäten, Schnitzel und Tatar, bietet er nach wie vor an.
Der «Aarhof» ist mit dem «Clean & Safe»-Label ausgestattet. Das zeigt den Gästen, dass sie einen Betrieb besuchen, der sich bewusst zur Einhaltung des Schutzkonzepts verpflichtet hat. Allerdings würden die Gäste dieses Label wohl kaum wahrnehmen, vermutet Thomas Rhiner. Dank der Zertifikatspflicht habe sich der Betrieb fast wieder normalisiert, freut er sich. «Nur dass die Tische weiter auseinander stehen und weniger Leute im Restaurant sind als vor der Pandemie.» Zurzeit laufe das Geschäft gut. Auch über Weihnachten sei der «Aarhof» gut gebucht. «Doch nun treffen die ersten Annullationen ein. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Beste aus der gegebenen Situation zu machen.»
Aufschwung durch Corona
«Seit Corona haben wir mehr zu tun als vorher.» Diese Aussage von Marianne Keller-Lätt, Gastgberin im Hotel und Restaurant Kreuz in Mühledorf, überrascht. Dieser Erfolg liege wohl auch daran, dass die Familien – mit Ausnahme der vorgegebenen Hygieneregeln – im Betrieb nichts geändert haben, vermutet sie. «Wir haben weder Karte noch Öffnungszeiten angepasst und auch kein Take-away-Essen verkauft», fasst Marianne Keller zusammen. Ein Grund für den Aufschwung sieht sie auch darin, dass viele Anlässe wie Märkte, Chilbi, Konzerte und Theater abgesagt worden sind. «Viele Menschen haben nun einen Nachholbedarf und gönnen sich ein gutes Essen auswärts.» Zudem profitiere das «Kreuz» wohl auch davon, dass mehrere Restaurants ihre Öffnungszeiten reduziert haben.
Jetzt, im nebligen November, sei es etwas ruhiger geworden, sagt die Gastgeberin. Aber das sei in jedem Jahr so. Zudem finden die gebuchten Weihnachtsessen mit weniger Personen statt als vor der Pandemie. «Einige Essen werden ohne Partner durchgeführt, andere möglicherweise ohne Ungeimpfte.» Annullationen für Weihnachtsessen hat sie bis jetzt noch keine hinnehmen müssen. «Wir hatten im Laufe des Jahres zwei Absagen für Bankette, doch wir haben die freien Plätze sofort wieder besetzen können.»
Die Stimmung bei den Mitarbeitenden sei gut, sagt Marianne Keller-Lätt. «Wir sind froh, dass wir nun ohne Maske arbeiten dürfen.» Ob und wieviel der Betrieb seinen Umsatz in diesem Jahr steigern konnte, sei noch offen. «Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Falls die Restaurants wieder schliessen müssen, würde das einen einschneidenden Einbruch bedeuten.» Die letzten Lockdowns hat die Geschäftsleitung dazu genutzt, kleinere Renovationen vorzunehmen.
Unsicher in die Zukunft
Markus Balsiger, Geschäftsführer der Emmenpark AG in Zuchwil, hat in einigen seiner Betriebe die Öffnungszeiten angepasst – und diese gleich so belassen. Die coronabedingte Schliessung hat er teilweise mit Take-away-Angeboten überbrückt. Mit mässigem Erfolg, wie er sagt. Die Auswirkungen seien je nach Betriebsstruktur und Lage – ländlich, stadtnah, Stadt – sehr unterschiedlich, so Markus Balsiger. Catering etwa war wenig gefragt. Er schätzt die pandemiebedingte Umsatzeinbusse für seine Betriebe auf über 50 Prozent.
«Wir haben unsere Karte gestrafft, um sie zu optimieren und passen sie je nach Gästeaufkommen langsam wieder an. Noch ist sie nicht auf dem normalen Stand», sagt Christoph Bohren, Gastgeber im Romantik Hotel Restaurant Sternen in Kriegstetten. Während der Schliessungszeiten hat er für seine Gäste ein umfangreiches Take-away-Angebot bereitgestellt: Mittagsmenüs, Abendmenüs, Wochenendmenüs, Burgers und Brunch. «Das lief besser als erwartet und ist bei vielen Gästen sehr gut angekommen», fasst er zusammen. Letztes Jahr musste er coronabedingt eine Umsatzeinbusse von 25 bis 30 Prozent hinnehmen, in diesem Jahr ist vieles noch unklar. Vor allem wie es weitergehen soll. «Die nächsten drei Wochen zeichnen sich noch einigermassen gut ab. Ich habe jedoch grossen Respekt vor der Zeit, die danach folgen wird. Die Rahmenbedingungen sind schwierig, die Zukunft unberechenbar.»
Umbau zur rechten Zeit
Dass Susi und Peter Bader ihre «Krone» in Laupersdorf in den letzten Monaten von einem Gasthaus in ein Hotel Garni umnutzen liessen, stelle sich in der aktuellen Corona-Zeit wohl als Glücksfall heraus, sinniert die Gastgeberin. Grund für den Umbau war nicht die Pandemie, sondern die Pensionierung von Peter Bader sowie das neue Wasserversor- gungsgesetz. Zudem möchten Baders Söhne die «Krone» nicht als Restaurant weiter betreiben, so Susi Bader.